Fakten zum Thema Fortpflanzung &
"persönliche" Erfahrungen
Geschlechtsreife:
Meerschweinchen-Weibchen sind bereits mit vier bis fünf Wochen geschlechtsreif, Böckchen mit etwa sechs bis sieben Wochen.

Zuchtreife:
Frühestens mit vier Monaten bzw. einem Gewicht von mindestens 500 gr sollte man die Weibchen decken lassen. Ist es zu klein, verkraftet es die Trächtigkeit natürlich schlechter und es kommt häufiger zu Fehlgeburten. Die Böckchen sollte man auch erst in einem Alter von vier bis fünf Monaten zum ersten Mal zum Weibchen lassen. Ist das Weibchen beim ersten Wurf viel älter als ein Jahr, gibt es häufig Komplikationen, weil die Beckenknochen verknöchert sind und sich nicht mehr dehnen. So sterben leider oft die Jungen und auch das Muttertier.
Werbung und Paarung:
Die Zippe wird nur alle 14-18 Tage brünstig, d.h. nur in dieser Zeit ist sie fruchtbar. Das Böckchen umkreist sie jedoch immer beharrlich mit langsamen stelzigen Schritten, gurrenden Lauten und wiegendem Hinterleib. Bei Dusty konnte ich auch beobachten, daß er beim Werben seine Hoden rythmisch vor und zurück bewegte.
Solange das Weibchen nicht brünstig ist, wehrt sie den Bock mit Tritten und manchmal auch leichten Bissen ab. Wenn es Uschi zuviel wurde, ist sie einfach hoch gesprungen, z.B. auf die zweite Ebene, und dann wußte Dusty schon, daß er sie mal in Ruhe lassen sollte. Ist das Weibchen dann endlich brünstig, verhält sie sich ähnlich wie der Bock, wirbt also quasi auch um ihn. Dann paaren sie sich oft stundenlang immer in kurzen Abständen für wenige Sekunden. Bei Uschi und Dusty ging der ganze Spaß etwa vier Stunden. Mit einem Schleimpropf verschließt das Böckchen die Vagina des Weibchens, damit das Sperma nicht rauslaufen kann. Nach einer Weile fällt dieser Propf raus.
Trächtigkeitsverlauf:
Die Trächtigkeit dauert 68 bis 72 Tage (ich rechne immer 10 Wochen minus 2 Tage). Nach dem 72. Tag werden die Jungen leider meist tot geboren. 6 Tage nach der Befruchtung nisten sich die Eier in der Gebärmutter ein. In den ersten vier Wochen merkt man der werdenden Mutter die Trächtigkeit gar nicht an. Mit etwa vier Wochen kann man eventuell kleine Knubbel im Bauch spüren (nicht zu dolle rumdrücken!).
Erfahrene Züchter fühlen manchmal sogar schon ab der dritten Woche etwas. Zwischen der fünften und siebten Woche nimmt das Weibchen meist deutlich an Umfang zu und wird "birnenförmig". Ab der sechsten Woche kann man mit etwas Geduld schon zaghafte Bewegungen spüren, die zwischen der siebten und achten Woche recht stark werden können und sogar oft von außen sichtbar sind. In der achten Woche öffnen die Kleinen sogar schon ihre Augen im Mutterleib. Um die neunte Woche sind die Bewegungen oft nur sehr schwach fühlbar, manchmal auch gar nicht. Das ist kein Grund zu Beunruhigung, sondern liegt daran, daß im Mutterleib einfach nicht mehr so viel Platz ist. Die werdende Mama ist in dieser Zeit auch meist so breit wie lang! Die Schambeinfuge (Lücke zwischen zwei Knochen am Steiß), die normalerweise geschlossen ist, öffnet sich im Laufe der Trächtigkeit nach und nach.
Ist sie etwa einen Daumen breit (Daumenprobe) wird in 24 bis 48 Stunden der Nachwuchs dasein. Unmittelbar vor der Geburt wird das Weibchen oft unruhig, dreht sich im Kreis und scharrt in der Einstreu.
Geburt:
Die Geburt dauert - je nachdem, wie viele Junge geboren werden - etwa 10 bis 40 Minuten. Die Jungen kommen mit dem Kopf voran zur Welt. Die Mutter beisst die Eihaut auf, damit das Junge atmen kann, und leckt es trocken, dann kündigt sich meist auch schon das nächste Junge an. Es kommen zwischen 2 und 6 Jungtiere zur Welt, wobei 3 bis 4 die Regel sind. Wirft das Weibchen zum ersten Mal, sind es meist weniger Babys, als wenn sie schon mehrere Würfe hatte. Gelegentlich wird auch nur ein Jungtier geboren und ab und an sind es auch 7 oder 8, aber das sind eher Ausnahmefälle und oft überleben dann auch nicht alle. Desto kleiner der Wurf, desto größer bzw. schwerer sind meist die Babys. Es werden etwas mehr Böckchen als Mädchen geboren. Die kleinen Meeris sind Nestflüchter, -vollständig behaart, mit fertigen Zähnchen (lediglich zwei hintere Backenzähne sind noch nicht durchgebrochen) und geöffneten Augen werden sie geboren. Bereits wenige Stunden nach der Geburt fangen sie langsam an ihre Umgebung zu erkunden. Mit ein paar Tagen wuseln sie schon wild durch den Käfig. Unser Salmagouti-Bock Horst aus dem ersten Wurf, wollte seine Mama und die Tanten schon im zarten Alter von zwei Wochen besteigen!
Über Uschis 1. Trächtigkeit:
Wir wollten einmal kleine Meerschweinchen aufwachsen sehen, darum ließen wir Uschi decken. Zuerst sollte Pirin (der Bock unserer Freundin Iris) der Glückliche sein, aber leider hatte Uschi in der 3. Schwangerschaftswoche eine Fehlgeburt. Ich wollte Uschi nicht nochmal zu Pirin bringen, weil unsere Freundin recht weit weg wohnt. Durch Zufall bin ich dann auf der Homepage von Herbert Janssen gelandet. Das ist ein Züchter aus Aurich und der 1. Vorsitzende des OMNC (Ostfriesischer Meerschweinchen- und Nager-Club) in dem ich jetzt Mitglied bin. Er bot mir an, daß sein Zuchtbock Osaka meine Uschi decken kann. Ich war natürlich sofort begeistert von der Idee und so ist Uschi schließlich bei Osaka gelandet. Uschi kam am 23.11.2002 mit einem Gewicht von 950 g zu Osaka. Gedeckt hat er sie vermutlich irgendwann um den 10.12.2002. Nachdem Herbert die Trächtigkeit festgestellt hatte, habe ich Uschi dann am 18.01.2003 wiederbekommen, sie wog da schon 1000 g. In der darauf folgenden Woche nahm Uschi dann richtig zu. Am 26.01. habe ich ganz deutlich die ersten Bewegungen in ihrem Bauch gefühlt. Die Schambeinfuge hat am 08.02. angefangen, sich zu weiten. Zu diesem Zeitpunkt brachte Uschi dann auch schon 1300 g auf die Waage. Das Foto zeigt Uschi drei Tage vor der Geburt. Am Valentinstag, dem 14.02. hat sie dann endlich ihr süßes Baby-Geheimnis gelüftet, -zwei Mädchen und zwei Böckchen. Bei der Geburt war ich leider nicht dabei. Aber als ich nach Hause kam, fiel mir sofort auf, wie dünn Uschi plötzlich war. Und dann sah ich die vier munteren Gesellen in der Ecke hocken:-). Sie muß die Kleinen irgendwann zwischen 7.00 und 15.00 Uhr bekommen haben, denn morgens, bevor ich zur Arbeit fuhr, war Uschi noch ein dickes Schwein:-)

Verlauf von Uschis 2. Trächtigkeit:
Nun endgültig vom Meeri-Virus befallen, wollte ich es nicht bei einem Wurf belassen und weil mein Bruder, bzw. meine Schwägerin, einen süßen Bock in goldagouti-weiß haben, hat dieser einfach mal bei uns "Liebes-Urlaub" gemacht. Am 10. Mai 2003 war es dann soweit und Dusty durfte Uschi endlich decken. Vier Stunden ging das Spektakel und ich war froh dabei zu sein, -konnte ich doch so den Geburtstermin genau berechnen (17.07. +/- 2 Tage). Bereits in der zweiten Woche nahm Uschi langsam zu und in der vierten Woche wog sie schon 100 g mehr (1100 g insgesamt). Richtig sicher, daß sie aufgenommen hatte, war ich mir ab Beginn der fünften Woche, denn nun sah man schon deutlich an beiden Seiten des Leibes zwei große "Dellen". Sie wog nun bereits 150 g mehr als vor der Trächtigkeit. Am 20. Juni 2003, dem 41. Trächtigkeitstag, habe ich die ersten zaghaften Bewegungen in Uschis Bäuchlein gefühlt... Im Laufe der sechsten Trächtigkeitswoche nahm Uschi sehr zu (fast 150 g) und die Bewegungen wurden wesentlich stärker. Am 50. Trächtigkeitstag, also Anfang der 7. Trächtigkeitswoche, wog Uschi bereits 1300 g und in ihrem Bauch kreuchte und fleuchte es nur so. Mitte der 7. Woche (53. Trächtigkeitstag) sah man auch schon, daß sich Uschis Zitzen vergrößert hatten und die Schambeinfuge hatte sich schon fühlbar geöffnet. Zu Beginn der 8. Woche (56. Trächtigkeitstag) wog Uschi bereits 1320 g und war schon äußerst birnenförmig. Uschis Gewicht stagnierte von nun an. Auch die Baby-Bewegungen wurden deutlich weniger, -sicher mangels Platz im Bauch. Am 62. Trächtigkeitstag war Uschis Schambeinfuge etwa einen halben Finger breit geöffnet. Die Baby-Bewegungen waren an diesem Tag voll heftig und man hat die Kleinen im Bauch hören können. Die folgenden Tage passierte nichts mehr. Uschis Gewicht hielt sich bis zum Schluß bei 1300 g. Früh morgens, am 18.07.2003, (69. Trächtigkeitstag) brachte sie fünf Babys zur Welt, wovon leider zwei tot waren.

Fragen und Antworten zum Thema:
Braucht das trächtige Weibchen spezielles Futter?
Nein, es kann wie gewohnt gefüttert werden, aber viele Vitamine sind jetzt natürlich besonders wichtig. Man kann also viel vitaminreiches Obst füttern und auch in das Trinkwasser ein paar Vitamintropfen geben. Petersilie enthält auch sehr viel Vitamin C.
Muß das Weibchen während der Trächtigkeit geschont werden?
Sehr viel anders als sonst muß man es nicht behandeln. Streß, z.B. durch Umsetzung in eine andere Gruppe oder durch den Käfig jagen, sollte vermieden werden. Das Weibchen braucht aber weiterhin seine Bewegung und ist sehr rege. Uschi ist z.B. bis zur Geburt noch überall hochgesprungen, wo meine anderen Säue selbst ohne dicken Bauch nicht hochkommen. Wenn man das trächige Tier hochhebt, sollte man es nicht am Bauch greifen, sondern unter den Vorderbeinen halten und am Po stürzen, damit der Bauch nicht gedrückt wird. Das Abtasten erfolgt natürlich auch nur mit leichtem Druck.
Wieviel nimmt das Weibchen bei der Trächtigkeit zu?
Das ist unterschiedlich und hängt auch etwas von der Anzahl der Jungen ab. Man rechnet etwa 100-120 g Gewichtszunahme für ein Jungtier. Uschi wog vor ihrem ersten Wurf 900 gr und hat einen Tag vor der Geburt ihrer vier Zwerge 1350 gr gewogen.
Was muß bei der Geburt beachtet werden?
Wenn man überhaupt das Glück hat, und dabei sein kann, braucht man in der Regel nicht eingreifen. Die werdende Mama schafft das ganz allein. Nur wenn die Jungen so schnell hintereinander geboren werden, hat sie manchmal keine Zeit alle aus der Eihaut zu befreien und sie trockenzulecken. In diesem Fall sollte man eingreifen und ihr mit einem sauberen, weichem Handtuch helfen und die Kleinen dann wieder zu ihr legen.
Kann der Bock bei der Geburt im Käfig bleiben?
Generell ja. Er tut den Kleinen nichts und hilft manchmal sogar beim Trockenlecken. Allerdings wird das Weibchen schon kurz nach der Geburt wieder brünstig und könnte dann schon wieder gedeckt werden. Weil man das dem Tier nicht zumuten sollte, ist es sicherer, den Bock kurz vor dem errechneten Termin vom Weibchen zu trennen.
Was tun, wenn ein Jungtier nicht gesäugt wird?
Bei sehr kleinen Jungtieren ist es manchmal so, daß sie nicht an die Zitzen kommen, weil die größeren sie wegdrängeln und sie sich aufgrund ihres Körpergewichts nicht durchsetzen können. Oder das Muttertier stirbt bei der Geburt und die Kleinen können nicht auf natürliche Art gesäugt werden. Nun hat man zwei Möglichkeiten: Hat man noch eine andere Sau mit Jungtieren, kann man die verwaisten dazusetzen. Das klappt häufig, denn Meerschweinchen sind gute Ammen. Ansonsten kann man es mit Katzenaufzuchtmilch (in größeren Zooläden o. beim Tierarzt) versuchen, die man in eine Plastikspritze (vom Tierarzt) füllt. Meerschweinchen mit einem Geburtsgewicht unter 50 gr haben generell nur wenig Überlebenschancen.
Sollte man die Jungtiere wiegen?
Man sollte die Kleinen täglich wiegen um eventuelles Untergewicht sofort zu erkennen. In den ersten zwei Tagen nehmen die Kleinen manchmal sogar etwas ab, das ist normal. Danach sollten sie aber kontinuierlich zunehmen. Innerhalb der ersten vier Wochen ist die Gewichtszunahme enorm, danach wächst das Junge langsamer weiter. Erst mit etwa zwölf Monaten ist es ausgewachsen und hat sein entgültiges Körpergewicht erreicht. In der ersten Woche wiege ich die Jungtiere täglich, dann bis zur vierten Woche jeden zweiten Tag und danach kontrolliere ich das Gewicht nur noch etwa alle zwei bis drei Wochen.
Brauchen Meeri-Babys spezielles Futter?
Nein. Es gibt zwar mittlerweile auch schon spezielle Pellets für Meerschweinchen-Nachwuchs zu kaufen, aber diese sind unnötig. Die Kleinen können das Gleiche fressen, wie die anderen. Vitaminreich sollte das Futter ja immer sein.
Werden die anderen Meerschweinchen aus der Gruppe den Nachwuchs akzeptieren?
Ja. Ich konnte beobachten, daß meine Emma erst mit den Kleinen nichts anzufangen wußte. Sie hat die Babys dann sogar mal leicht gezwackt, wenn sie ihr zu sehr auf die Pelle rückten. Das ist aber alles harmlos und unblutig abgelaufen. Als die Kleinen dann ca. eine Woche alt gewesen sind, waren sie schon richtig in die Gruppe intrigriert.
Ab wann kann man die Kleinen abgeben?
Die Mutter säugt die Jungen 3-4 Wochen. Ab vier Wochen kann man die Kleinen also von der Mutter trennen. Leichter ist es für ein Kleines natürlich zu verkraften, wenn es mit einem Geschwisterchen zusammen in ein neues Zuhause zieht. Alleine sollte ein Meerschweinchen sowieso nie gehalten werden, darum gibt man die Tiere am besten nur zu zweit ab, oder einzeln an jemanden, der schon ein Meerschweinchen hat. Mit sechs Wochen muß man die jungen Böckchen spätestens von den Weibchen trennen, weil es sonst passieren kann, daß man bald wieder Nachwuchs hat.
